Trends auf Social Media sind wahrlich nichts Neues. Es geht um Aufmerksamkeit. Und die versucht man zu erlangen indem man bei diesen Trends mitmacht und andere übertrifft.
Das Problem ist, dass sie meistens wirklich sehr dumm sind. Einer dieser Trends ging sehr lange an mir vorbei, weil der eher auf Tiktok verbreitet war. Dieser veranlasste mich zur Frage, wie meine Haltung als Satanist zu Schulden sein sollte und setzte mich damit kritisch auseinander.
Der Trend ist unter #klarnaschulden bekannt geworden.
Unter diesem Hashtag prahlen junge Leute mit ihren Schulden.
Der Einfachheit halber beziehe ich mich bei meinen Beispielen vor allem auf Klarna.
Inhaltsverzeichnis
Verschuldet sein durch falsche Entscheidungen

Warum es ausgerechnet #klarnaschulden heißt ergibt sich daraus, dass sich die Menschen vor allem bei Klarna verschuldet haben.
Der schwedische Bezahldienst bietet seinen Kunden an die Ware sofort erhalten zu können, aber erst später bezahlen zu müssen. Dabei ist es möglich die Rechnung sehr lange hinauszuzögern. Das ist durchaus ein Problem.
Das klingt nach einem Kredit, denken Sie sich?
Ja, das ist auch ein Kredit. Ist ein Kredit schlimm? Natürlich nicht.
Es ist natürlich eine Tatsache, dass eine Person Schulden hat, wenn er Verpflichtungen aus einem Kreditvertrag hat. Aber das ist nichts Neues und auch nichts Ungewöhnliches. Man denke an das Haus, das man vielleicht durch einen Kredit finanziert und auch unter Geschäftsleuten ist das etwas ganz Alltägliches.
Kredite werden für Investitionen gebraucht. Ein Haus will man nicht erst am Ende seines Lebens nutzen können, wenn man nicht mehr viel davon hat, und der Geschäftsmann will lieber heute als morgen zusätzliche Gewinne, wenn er sein Geschäft erweitert.
Warum ist es dann ein Problem, wenn es doch etwas Normales ist?
Ich hatte ja davon gesprochen, dass Kredite dazu dienen eine Investition zu finanzieren.
Natürlich muss es nicht unbedingt das sein. Dringende Reparaturen und andere wichtige Anschaffungen können auch einen kurzfristigen Kredit rechtfertigen. Nun stellen Sie sich eine Person vor, die nicht aus solchen Gründen Schulden macht. Da kommen wir auch wieder bei Klarna, und anderen Bezahldiensten, die das sogenannte „buy now pay later“ anbieten, an.
Als Satanist ist man am besten über psychologische Tricks informiert und darf sie grundsätzlich auch anwenden, schließlich nützen sie auch. Die Nachteile, die ich aufzähle, sind als Vorteil anzusehen, wenn man sie aus der Perspektive des Kreditgebers betrachtet, sofern es für sie relevant wäre.
Ein Satanist kann mit diesem Wissen auch Berufe ergreifen, die dank der Schuldner sicher sein werden, z.B. Schuldenberater oder Gerichtsvollzieher.
Aber natürlich ist jeder, auch der Satanist, ein Konsument und beeinflussbar und nutzt Bezahldienste wie jeder andere auch.
Zinsen und Schulden
Für einen Kredit muss man Zinsen zahlen. Das ist allgemein bekannt. Ein bestimmter Prozentsatz kann nicht genannt werden. Diese hängt vom Kreditgeber, von der Kreditart und von wirtschaftlichen Einflüssen generell ab.
Der sogenannte Dispo sollte ein Begriff sein. Es handelt sich um einen sehr kurzfristigen Kredit, den die Bank automatisch gewährt, wenn das Konto überzogen wird.
Der Dispo ist dafür bekannt verhältnismäßig sehr teuer zu sein.
Und nun das Gemeine: bei Klarna sind die Zinsen sogar noch höher – bei völligem Unwissen, dass überhaupt Gebühren bezahlt werden müssen.
Nun stellen Sie sich vor, Sie sind gerade im Onlineshop beim Warenkorb und gehen zum Bezahlvorgang.
Spätestens jetzt merken Sie, wieviel Geld Sie nun tatsächlich ausgeben müssen. Ui! Das ist schon happig. Da ist dieses Angebot „buy now pay later“ schon verführerisch.
Dann bezahlt man halt später.
Was solls?
Und genau da hat die Falle schon zugeschnappt. Um aus der heute show zu zitieren: „da vergisst man gerne, dass `later payen‘ eben immernoch `payen‘ ist“.
Bezahlen schmerzt.
Aber man will die Sachen ja trotzdem haben.
Also entkoppelt man beim Einkauf das Bezahlen, um den Schmerz zu lindern und zum Kauf anzuregen. Wir können uns darauf einigen, dass es kein Thema ist, wenn man es einmal nutzt und beim nächsten Lohn einfach bezahlt.
Aber so tickt der Mensch einfach nicht.
Es ist ja so simpel, dann macht man es beim nächsten Mal wieder. Beim nächsten Einkauf tut das Bezahlen doch auch weh, ach nein, verschieben wir es lieber in die Zukunft, dann müssen wir uns auch erst in der Zukunft Gedanken darum machen, jetzt in der Gegenwart gönnen wir uns richtig!
Recht bald verliert man den Überblick, wieviel man eigentlich gekauft hat.
Eventuell bestanden die weiteren Einkäufe aus kleinen Beträgen. Aber wenn ich noch 100 Euro habe, dann kann ich nur 1 mal 100 Euro ausgeben, und nicht 10 mal.
Verlust der Übersicht
Und dieses Wissen scheint sich bei vielen Menschen beim Onlineshopping irgendwie zu verflüchtigen. Der neue Monat bricht an, man rechnet damit, dass man seine Schulden sofort bezahlen kann – und stellt dann fest, dass man ein Vielfaches mehr ausgegeben hat als man dachte.
Nun müssen trotzdem laufende Kosten bezahlt werden; Miete, Nebenkosten, Lebensmittel usw. Und dann will man ja trotzdem nicht für den Monat aufs Shoppen verzichten.
Na dann kauft man eben wieder auf Pump.
Durch den Trend #klarnaschulden bekommt man den Eindruck, dass die Jugendlichen einfach verdrängen, wie ernst Schulden eigentlich sind, wenn man sie nicht mehr bezahlen kann.
Ich glaube, dass ein Schutzmechanismus dafür sorgt, dass sie ihre Schulden als etwas ansehen, womit sie prahlen können. Eine „Scheiß-drauf“-Mentalität tritt ein (falls sie nicht bereits da war) und kaufen einfach weiter ein, leben über ihre Verhältnisse.
Oft ist von über 20.000 Euro Schulden die Rede. Die kann ein junger Mensch, der gerade ins Berufsleben eingetreten ist, wenn überhaupt, natürlich nicht bezahlen, und durch die hohen Gebühren vermehren sie sich.
Satanisten werden oft als Hedonisten bezeichnet.
Man könnte wohl daher behaupten, einem Satanisten können solche Schulden egal sein und die Möglichkeit, Zahlungen aufzuschieben sollte sogar erwünscht sein, denn sie ermöglichen die Befriedigung spontaner Gelüste.
Zum Begriff Hedonismus muss an dieser Stelle jedoch ein weiterer Begriff eingebracht werden: Epikureismus.
Der Unterschied zum Hedonismus ist, dass Epikureer auch auf langfristige Konsequenzen bedacht sind. Das ganze Leben soll gut sein, nicht nur ein kurzer Abschnitt, welches die Qualität des restlichen Lebens kostet.
Das ist aber noch nicht alles: Natürlich muss die Konsequenz nicht die Einbuße der Lebensqualität bis zum Tod bedeuten. Allerdings zahlt man in der Regel dennoch einen hohen Preis: bei den gekauften Dingen handelt es sich vor allem um Gegenstände die man oft wenig bis gar nicht nutzt.
Man kauft diese Dinge nur, weil man sie gerade wollte, weil ein Angebot lockt und man von künstlicher Verknappung beeinflusst wird.
Gehen wir davon aus, der Schuldner ist durchaus willens zu zahlen und als der Gerichtsvollzieher ihn besucht wird ihm plötzlich bewusst wie ernst seine Lage ist – wenn er nicht einsichtig ist droht sogar Gefängnis – er wird sehr lange sehr sparsam sein müssen und erst nach Jahren schuldenfrei sein.
Das bedeutet er muss viel Zeit in die Planung von Lebensmitteleinkäufe investieren müssen, er kann sich nur wenig gönnen und natürlich gibt es da auch noch die Schufa.
Schufa-Einträge erschweren das Leben unter Umständen natürlich noch mal zusätzlich.
Ist das noch Freiheit?
Kann diese Person noch ohne schlechtes Gewissen sein Leben genießen?
Ich verneine das.
Darum sollte ein Satanist um die Gefahren des „buy now pay later“ wissen.
Es zu nutzen ist nicht dramatisch. Deswegen in große Schwierigkeiten geraten ist es dafür umso mehr.
Natürlich kann man ja noch sagen: Ach, die Leute, die darauf reinfallen haben grundsätzlich keine Kontrolle über sich selbst.
Leider muss ich auch das verneinen.
Es gibt auch Schuldner die darüber berichten, dass sie aus der Not heraus anfingen „buy now pay later“ zu nutzen und dann in dieselben Muster verfielen.
Fazit
Wie bereits erwähnt haben Kredite durchaus ihre Berechtigung, da man mit ihnen größere Investitionen finanzieren kann.
Auch kurzfristige Kredite (auch bei Klarna) stürzen jemanden noch nicht in die Schuldenfalle. Sie sollten dennoch Ausnahmen bleiben und an wichtige Käufe gebunden sein, sonst läuft man schnell Gefahr sich daran zu gewöhnen und durch die Schulden viele Jahre an Lebensqualität einzubüßen, was der satanistischen Philosophie widerspricht.
Pervicacia